Noch einmal zu besagten Bernsteinketten, ich hatte das Zitat schon einmal in dem Thread "Zeckenzeit aber was hilft" eingesetzt. Leider eröffnen neue Mitglieder immer wieder neue Threads zu demselben Thema, wodurch das Forum unübersichtlich wird.
Durch den Babesiose-Fall aufgeschreckt und aufgrund der Tatsache, daß die Babesien auch in Deutschland Unhreil anrichten, setze ich das Zitat zur Bernsteinkette noch einmal hier ein. Nicht, daß ein Mißverständnis entsteht, ich bin die Allerletzte, die Chemie leichtfertig einsetzt, leider kommen wir bei uns hier nicht daran vorbei.
Quelle: Nürnberger Zeitung
Zitat:
"Mäx klärt auf: Bernstein hilft nicht gegen Zecken
28.07.2009
NÜRNBERG - Immer häufiger treffen wir im Park Hunde, die Bernsteinketten tragen. Die sollen die Zecken vertreiben. Wie soll das gehen? Hersteller und Anbieter solcher Ketten bieten zwei «vernünftige» Gründe an, statt gleich auf «geheimnisvolle Strahlkraft», oder «uraltes Wissen» zu setzen. Der Bernstein soll sich durch Reibung elektrisch aufladen, dieses elektrische Feld soll sich auf das ganze Fell ausdehnen und der Zecke einen kleinen Schlag versetzen, durch den sie abfällt. Bernstein stößt also Zecken ab, heißt es.
Gegen Bernstein als Schmuck am Hund ist natürlich nichts einzuwenden. Die Kette passt sehr schön zu den beigen Flecken im Fell dieses Australian-Shepherd-Welpen. © Zawodsky
Außerdem soll der feine Abrieb des Bernsteins, man nimmt deshalb unbehandelten und ungeschliffenen, sich in Form kleinster Stäubchen über das Fell verteilen, und der harzige Geruch soll die Zecken abschrecken. Bloß, dass die Zecken das gar nicht riechen können. Sie haben nämlich keine Nasen.
Statt der Nase besitzen Zecken das «Hallersche Organ». Jede Zecke hat zwei davon, und die sitzen auf dem vordersten Beinpaar. Das Hallersche Organ kann nur vier Eigenschaften möglicher Wirte wahrnehmen: den Geruch von Buttersäure und den von Ammoniak, beides haben Tiere im Talg und Menschen im Schweiß, dazu Kohlendioxid, das beim Ausatmen entsteht, und die Körperwärme. Allein diese vier Messwerte genügen der Zecke, um «Beute» zu finden und zu überleben – seit 90 Millionen Jahren. Bernstein kann sie nicht wahrnehmen, und es gibt auch keinen Grund, warum sie das sollte. Er ist ja nicht gefährlich für sie.
Nun zur elektrischen Wirkung. Schon Thales von Milet wusste rund 600 Jahre vor Christus, und ihr alle wisst es hoffentlich noch aus der Schule: Wenn man Bernstein (altgriechisch: elektron) am Wolltuch reibt, lädt er sich positiv auf und zieht kleine leichte Gegenstände wie Wollfäden, Fussel oder Papierschnipsel an. Und Zecken, sofern sie noch nicht gesaugt haben, sind kleine leichte Gegenstände. Der positiv geladene Bernstein wirkt also anziehend und nicht etwa abstoßend! Wieder einmal stellen Esoteriker die Naturgesetze auf den Kopf.
Außerdem ist das elektrische Feld der Bernsteinkette viel zu schwach. Um Zecken per Stromschlag abzustoßen, müsste das Hundefell mit 100 000 Volt geladen sein. Und die Zecken müssten geerdet sein. Zu diesem Zwecke muss die Zecke bis zur Erde hinunter reichen, dann wäre sie etwa halb so groß wie ein Hund, und Zecken dieser Größe sieht man eher selten.
Für den Schmuck am Hund sehe ich einen ganz anderen Grund. Bernstein ist aus der Mode gekommen. Wenn eine junge Frau heutzutage eine Bernsteinkette besitzt, hat sie die von ihrer Oma geerbt. Da kommt der Zeckenschutz dem bernsteinverarbeitenden Handwerk gerade recht. Er kurbelt den Umsatz wieder an, und nicht nur das. Für die Hundeketten nimmt man braune und undurchsichtige Steine, die für Schmuck nicht geeignet sind. Da schlägt das Händlerherz höher!
Liebe Leute, wendet euch an den Tierarzt und nicht an den Bernsteinhändler. Ihr ruft ja auch nicht den Installateur an, wenn das Fernsehgerät kaputt ist.
Mäx Zawodsky"
__________________