Es gibt auch mal etwas positives zu berichten und ja, auch manchmal täuscht der erste Eindruck.
Im letzten Jahr konnte ich auf meinen Streifzügen mit Lucy hin und wieder ein "altes Omchen" beobachten, das mit seiner Fellnase, die einen sehr ängstlichen Eindruck machte, aus dem Haus, Straße rauf und wieder runter ging um dann wieder im Haus zu verschwinden.
Na toll, habe ich gedacht. Wenn ich in dem Alter bin und dazu gehbehindert, würde ich das keiner Fellnase zumuten.
Nun haben wir seit einigen Tagen unsere Abendrunde geändert um Lucy noch mehr Abwechslung zu bieten. Dabei treffen wir besagte Fellnase mit einem jungen Mädchen. O.K. ich bin neugierig und habe sie darauf angesprochen, das ich diese Fellnase in Begleitung einer schon recht alten Dame gesehen habe. Ja, kam da promt, das ist meine Oma. Das junge Mädchen machte einen sehr netten und verantwortungsvollen Eindruck und wir kamen ins Gespräch. Dabei erfuhr ich, die Fellnase ist ein ehemaliger Straßenhund und immer noch von Ängsten geplagt. Vieles konnte man schon beheben. Vor allem die Ängste vor Menschen und anderen Hunden sind schon sehr gut behoben. Oma ist in der Winterzeit morgens immer als Notbehelf eingesprungen, trotz Gehbehinderung, weil die Fellnase sich vor der Dunkelheit gefürchtet hat und ihre Mutter und sie ja Frühzeitig zur Arbeit und Schule mussten. Mittags geht das junge Mädchen dann eine ausgiebige Runde und später dann ihre Mutter und Abends geht dann das junge Mädchen wieder. Jetzt in der Sommerzeit ist alles ein wenig anders eingeteilt und Oma wird geschont. Man hofft, das man in diesem Jahr die "Angst vor der Dunkelheit" beheben kann, da die Fellnase jetzt schon ein sehr gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.
Oh je, ein wenig habe ich mich bei diesem Bericht für meine nicht sehr netten Gedanken geschämt.
Der überängstliche Eindruck der Fellnase entsteht dadurch, das sie auch ein schweres Schicksal hinter sich hat. Der hintere Teil beim Schwanz ist gelämt und dadurch kann sie nicht mit dem Schwanz komunizieren. Der Schwanz liegt ziemlich eng am hinteren Körper und daduch entsteht ein irritierender Eindruck.
Lucy hat nun keinen "Doktor in Medizin", aber sofort gespürt, das etwas nicht stimmt. Ich kann nur vermuten, das sie sich an den Ohren und dem gesunden Teil des Körpers orientieren kann. Sie hat uns dann einen kleinen Einführungskurs in Sachen "Sozial" verpasst, indem sie sich mit ruhigen Bewegungen dicht an die Fellnase mit dem Rücken ihr zugewand hingesetzt hat und sich abschnuppern lassen hat. Wir haben dann noch eine richtig tolle gemeinsame Runde mit unseren Fellnasen drehen können.
Dieses Verhalten bestärkt mich in der Annahme, das, wenn Fellnasen die Möglichkeit haben alle Farcetten der Kommunikation unter Artgenossen zu erlernen, gibt es weniger- oder keine Mißverständnisse untereinander.
Und ja, obwohl noch nicht selbst von allen Ängsten geheilt, entwickelt sich Lucy wie von selbst in einen "Therapiehund" für Fellnasen mit Handycap. Dies ist ja nun schon die zweite Hündin mit Einschränkungen, bei der es ihr geglückt ist, ein harmonisches Verhältnis aufzubauen.
Ich persönlich werde aber geziehlt an meinen "bösen Gedanken" arbeiten müssen.
Viele Grüße
Heike mit Lucy